Zum Inhalt springen
Home » Aktuelles » Nadine Böhme, FÖJ 2017-2018

Nadine Böhme, FÖJ 2017-2018

Folgenden Rat haben Ulli und Markus uns zu Beginn des FöJs mit auf den Weg gegeben: „Fangt schon früh an eure Vorhaben umzusetzen, ein Jahr ist sehr kurz und es wird schnell vergehen!“. Das habe ich mir zu Herzen genommen und dieses Jahr sehr intensiv und vielseitig genutzt. Dieser Rat spiegelt sich auch in der Arbeitsmoral der beiden wieder, die ich sehr zu schätzen gelernt habe: Markus Sprachmemos, die ihm helfen, wichtige Dinge so schnell es geht zu erledigen, wobei unwichtigere Erledigungen auf der Prioritätenliste auch mal in der letzten Kategorie verschwinden können; und Ulli, bei der es kein Aufschieben gibt und nach Möglichkeit alles sofort oder zeitnah abgearbeitet wird. Denn: was erledigt ist, ist aus dem Kopf.

In den ersten Wochen haben Sarah und ich die Villa zu unserem gemütlichen Zuhause gemacht, die Wände gestrichen und unsere Hausordnungen eingeführt. Für mich war das selbstständige Wohnen nichts neues mehr, nach etwa 4 Jahren WG-Erfahrung, auch wenn die Villa nochmal ganz eigene Anforderungen an ihre BewohnerInnen (auch das lernt man früher oder später an Ullis Seite) hat. Sarah und ich haben uns nicht nur in häuslichen Angelegenheiten super ergänzt, auch im Arbeitsalltag konnten wir Hand in Hand miteinander arbeiten und unsere Arbeitsteilung war meist schon unausgesprochen absehbar. Vielen Dank an dieser Stelle an Sarah, ich finde es sehr bereichernd zu sehen, wie gut wir uns in diesem Jahr durch das gemeinsame Leben und Arbeiten auf engem Raum kennengelernt haben und wie wichtig es für uns beide war, vor allem all die neuen Erfahrungen und das Hofgeschehen miteinander zu teilen. 

Es freut mich auch rückblickend zu sehen, wie anfänglich herausfordernde Arbeiten, für die wir uns noch Zettelchen als Merkhilfe geschrieben haben, zur Routine wurden und uns irgendwann ganz einfach von der Hand gingen. Gemeinsam haben wir auch die dreiwöchige Urlaubsvertretung, die wir uns immer als Ziel unsres selbstständigen Arbeitens vor Augen gehalten haben, als freudige Herausforderung angenommen und hatten richtig Spaß daran, unsere eigenen Rhythmen zu finden. Für diese Möglichkeit will ich auch Ulli und Markus danken, deren Vertrauen in uns so etwas überhaupt möglich macht. Dieses Vertrauen hat dazu geführt, vieles auf dem Hof durch einfache sofortige praktische Anwendung zu lernen, manchmal auch einfach ins kalte Wasser geschmissen zu werden, aber genau an diesen Situationen konnte ich total wachsen.

Ich wollte mein FöJ nutzen, um jede Saison in einer Gemüsegärtnerei mitzuerleben, die verschiedensten gärtnerischen Tätigkeiten zu erlernen, die Strukturen eines Hofes kennenzulernen, Erfahrungen in der Vermarktung zu machen, Verantwortung übernehmen zu können und auch Bereiche aktiv mitzugestalten – der Eulenhof war dafür die ideale Einsatzstelle. Neben den gärtnerischen Fertigkeiten wurden auch soziale Fähigkeiten gefördert, durch die verschiedensten Menschen aus der ganzen Welt, die auf den Hof kommen. Der Eulenhof ist ein wunderbarer Ort, um mit unterschiedlichen Kulturen in Kontakt zu kommen, außerdem bereichern die WwooferInnen das Arbeiten auf dem Hof unglaublich und jede und jeder hat die Möglichkeit die Zeit dort aktiv mitzugestalten. Durch die Projekte, die Sarah und ich durchgeführt haben, konnten wir uns auch handwerklich ausprobieren und einen Solartrockner bauen (Danke Lena und Leo für die Einweihung!), einen Schamottofen für die Villa anfertigen (und leckere Pizza essen), der uns vor kleinere oder größere Herausforderungen gestellt hat (wie befestigt man eine Ofentür nachhaltig und praktisch?). Ein unvergesslicher Moment dieses Jahres war auch, als die Dogerner Männerfußballmannschaft uns geholfen hat, die selbst gegossene Betonplatte auf unser gemauertes Fundament zu heben.

Es wurde auch wenn möglich Rücksicht auf unsere Präferenzen beim Arbeiten genommen, so konnte ich auch neben der Richtarbeit für die Kundenbestellungen viel auf dem Feld und in den Folienhäusern arbeiten und ernten, kultivieren, hacken, pflanzen, säen, abflammen, pflügen,… Vor allem bei den Großernten in den Herbst- und Wintermonaten, bei denen wir kindskopfgroße Superschmelzkohlrabis, Wirsing, Lauch oder Sellerie in Großkisten abgeerntet haben, hatte ich richtig Spaß. 

Besonders gerne habe ich auch  auf dem Wochenmarkt gearbeitet, um mit unseren KundInnen in Kontakt zu kommen, und zu sehen, wie sie das von mir am Vortag geerntete Gemüse kaufen und loben (und mich mit Sarah zu übertrumpfen, wer schneller aufbaut oder mehr PLUs auswendig kennt). Auch zu sehen, dass wir problemlos einen Marktverkauf zu zweit stemmen können (und dabei noch vor 8 fertig mit dem Aufbau sind ;P), freut mich sehr.

Ich habe es richtig genossen nach meiner Schulzeit auch mal praktisch und mit meinen Händen arbeiten zu können und den Großteil des Tages bei jedem Wetter draußen zu sein.

Während des Jahres ist mir auch aufgefallen, dass mein Leben noch nie so sehr vom Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten bestimmt war. Das habe ich unter anderem durch die vielen Stunden, die ich jeden Tag bei der Arbeit draußen verbracht habe, und unserer Verantwortung „die Hühner ins Bett zu bringen“ gemerkt, wodurch im Sommer bestimmt ist, wann man ins Bett gehen kann; auch war mir nicht bewusst, welche Frostschutzmaßnahmen bei minus fünfzehn Grad einzuleiten sind. Auch für den eigenen Frostschutz habe ich gelernt mich für kalte Jahreszeiten richtig zu kleiden und so wurde von Woche zu Woche ein Pulli mehr übergestülpt. Von Ulli konnte ich außerdem lernen, wie man sich vernünftig kleidet, um beim Markt nicht zu erfrieren, wie man sich einen Arbeitsplatz einrichtet, dass man verschiedene Arbeiten am besten effizient miteinander verbindet, was es bedeutet im „Team“ miteinander zu arbeiten, wie man aus dem Aufbau des Marktstandes Choreographien entwickeln kann und was Effektivität und Effizienz wirklich bedeutet! 

Markus‘ Offenheit für Anbauversuche wie Ingwer, Kurkuma, Okra, Süßkartoffeln, Spaghetti- oder Sojabohnen, also die Bereitschaft für Experimente mit ungewöhnlichen oder in Deutschland selten angebauten Kulturpflanzen finde ich klasse. Sehr beeindruckt hat mich auch, wie sehr sich Markus politisch und sozial neben seines Daseins als Chef einer Gärtnerei noch engagiert und zudem Zeit und Energie hat einen Halbmarathon zu laufen, zu Fasten und mit Ulli Tandemtouren zu machen.

Meine Begeisterung für den Eulenhof zeigt sich am allerbesten darin, dass ich nach meiner Reise mit Felix wieder zurück zum Hof kommen und als Mitarbeiterin festangestellt arbeiten werde. Denn dieser Ort ist mein Zuhause geworden, ich genieße die familiäre Atmosphäre dort sehr und finde es absolut bewundernswert, wie viele Freiwillige Jahr für Jahr bei Ulli und Markus so fürsorglich aufgenommen werden.